UNENDLICHKEIT

Was ist Nähe?

Ich bin mir selbst nicht mehr sicher. Denn ich bin mir selbst nicht mehr nah.

Und deshalb treffe ich dich – vielleicht, bin ich deshalb so verrückt nach dir, denn du verrückst mich von mir und meinem Platz in dieser Welt, der mich oft so gefangen hält und in den ich mich selbst eingewickelt habe wie in einen Kokon – ständig darauf wartend, endlich ein Schmetterling zu sein. Du schenkst mir diese kleinen Momente, in denen ich mir selbst so fern bin und doch am aller nächsten. Deine Kapputtheit färbt auf mich ab, wie dunkle Wäsche auf weiße Seide. Ich bin das willenlose Chamäleon gefangen in deiner künstlichen Liebe. Und liege ich bei dir, Haut an Haut, färbt sich meine Seele so schwarz wie deine, wenn du mich oberflächlich berührst. Doch du berührst nur meine Haut, nicht mein Herz und du füllst ein paar Stunden aber nicht meine Lücken. In manchen Momenten, denke ich, dass ich dir nah bin. Zum Beispiel dann, wenn du sagst, dass du mich schön findest und mein Herz deshalb so albern hüpft wie ein Gummiball und du mich fest in die Arme schließt und leidenschaftlich küsst, fast so, als ob du mich lieben würdest und ich irgendwie auf einmal so leicht werde. Wenn ich mich voll und ganz fallen lasse und in meinem Kopf ein Feuerwerk an Emotionen explodiert und ich mich endlich so sehr in mir selbst verlieren kann – durch dich. Es ist eine Hass Liebe – du machst mich so kaputt und doch so frei zur gleichen Zeit. Aber eigentlich hasse ich dich mehr, als dass ich dich liebe. Ich hasse dich, weil ich mich bei dir nicht öffnen kann, nicht öffnen darf und du mich schweben und fallen lässt im gleichen Moment – und ich hasse mich selbst, weil ich süchtig bin danach. Süchtig nach dem schweben und fallen. Und weil ich süchtig bin, nach dieser Nähe, die eigentlich eine Ferne ist. Komm Baby, lass und zusammen fern sein, und wenn wir uns weit genug voneinander entfernen, schneiden sich unsere zwei Parallelen eines Tages vielleicht ja doch irgendwo in der Unendlichkeit.