HONIGMELONEN-SÜß-GLÜCKLICH
Der schönste Moment ist nicht der Sonnenuntergang an sich, den ich mir zu tausend Prozent geschworen habe nicht zu fotografieren so, wie die ganzen Idioten um mich herum – tausend Fotos von Momenten, die wir nie wieder anschauen und nie wieder erleben und ihn eigentlich nur durch den scheiß Sucher unserer Kamera erlebt haben.
Ich betrachte liebevoll einen weißgefiederten Schwan, der sanft durchs goldglitzernde Neckarwasser dümpelt und mit geschlossenen Augen die Abenddämmerung genießt, die ihn in bonbonrosanes Licht taucht. Und so schaukelt er da, ganz einsam und alleine – den Moment genießend. Ich muss lächeln und fühle mich ihm auf einmal so scheiße verbunden – ich schließe die Augen und auf einmal bin ich der Schwan. Ich wiege mich in dem seichten Schaukeln des Lebens, das mich schon irgendwie in die richtige Richtung treiben wird. Ich bin federleicht und die Last auf meinen Schultern nur ein feiner Haufen Federn, der lustig mit dem Wind tanzt – ich bin vogelfrei – bereit zum Abschuss, auf was auch immer da noch kommt.
Ich öffne die Augen und spüre mein leise klopfendes Herz – und auf einmal begreife ich die Leichtigkeit des Schwans und, dass ich in genau diesem Moment grade nichts und niemanden vermisse. Dass ich ihn ganz alleine in stille genießen will und mir dieses wahnsinnig schöne Gefühle vom verschmelzen mit der Welt und allem um mich herum von nichts und niemandem durch Smalltalk kaputt machen lassen will. Und auf einmal bin ich so super dankbar, so scheiß Honigmelonen-süß-glücklich. Dafür, dass ich mich endlich aushalten und endlich halten kann. Dafür, dass ich mich stark und mutig fühle, ich bin der Fels in meiner Brandung und ich bin dankbar für jede schäumende, tobende Gedankenwelle, die diesen Fels geformt hat.
Für meine Mam, die mich mit so viel Sorgfalt und Liebe auf genau diesen Moment vorbereitet hat. Die mir Pipi Langstrumpf, sich selbst rettende Prinzessinnen und den richtigen Blick auf die Welt gegeben hat. Die mich irgendwie einfach von Bord geworfen hat – rein ins kalte Wasser, weil sie wusste, dass ich es schon schaffen würde und, dass man nur so wirklich schwimmen lernt. Danke, danke für das alles.