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HONIGKUCHENPFERD

Du betrittst den Raum und mein Herz klopft. Ich versuche dich nicht auffällig zu betrachten, doch mein Blick streift dich immer wieder beiläufig. Meine Wangen erröten. Wenn du in meiner Nähe bist, habe ich das Gefühl, dass meine Stimme ihren Ton verändert, ich höre mich auf einmal selbst reden und versuche ganz locker zu bleiben. Ich weis auf einmal nicht mehr wohin mit meinen Händen und wohin mit mir. Ich bin wieder ein kleiner Tollpatsch, der in der 3ten Klasse auf dem Schulhof steht und aufgeregt den Typ aus der 4ten beobachtet, wie er sich cool durch die Haare fährt.

Scheiße denke ich. Wenn du nur wüsstest wie cool ich bin, wenn ich in deiner Gegenwart nur auch so lässig sein könnte wie sonst auch. Deine Blicke verunsichern mich und doch lassen sie meine Wangen glühen. Ich stelle mir vor wie wir uns draußen im Flur zufällig begegnen würden, ein bisschen angetrunken und schelmisch grinsend. Und wir würden einen kleinen Witz reißen, der eigentlich nicht lustig ist, aber für unser weinbenebeltes Hirn schon. Und dann würden wir lachen uns dabei in die Augen schauen, du würdest einen Schritt auf mich zu machen und wir würden auf einmal ganz still werden. Man würde nur noch unseren Atem hören. Ich würde dich an mich ziehen, gegen die Wand gepresst. Einen kurzen Moment warten,

eine kleine Atemsekunde auf deinen Lippen und sie dann sanft küssen, wie babyzarte Haut.

Ich würde leicht deine Haare packen und meine Finger darin versenken, dein Körper fest gedrückt an meinen. Eine millionen Ameisen unter meiner Haut, feurig heiße Leidenschaft und doch kontrolliert und zärtlich.

All das denke ich, während ich mich von den anderen ertappt fühle, wenn mein Blick dich streift, auch wenn keiner schaut. Ich benehme mich unauffällig auffällig, vielleicht denke ich es auch nur.

Ich versuche cool zu bleiben und schnippe lässig die Asche in ein abgestandenes Bier, als eine Blonde Gazelle zu dir stolziert und ich breitbeinig auf den Stuhl gegenüber setzt.

Auch sie bekommt ein freches Lächeln geschenkt. Du bist das Honigkuchenpferd im Hühnerhaufen, alle begehren dich heimlich und freuen sich wenn sie Aufmerksamkeit von dir bekommen.

Du liebst deine Wirkung auf Frauen, aber für dich ist es nur ein Spiel, du kannst dadurch keiner vertrauen, dich nicht öffnen. Du trägst deine Fassade ganz offen in die Außenwelt. So gerne würde ich diese Fassade knacken, nackt und rauchend mit dir im Bett liegen, so eng aneinander geschmiegt, dass wir ineinander schmelzen, ich würde die Konturen deines Körpers mit meinen kühlen Fingern nachzeichnen und dir von meinen Ängsten und Träumen erzählen.

Würde erregt werden von der leichten Gänsehaut unter meinen Fingerkuppen und dich langsam in mich eindringen lassen. Tief und noch viel tiefer verschmelzend. Zwei Körper und zwei Seelen im Einklang, schaukelnd auf ihren Wellenlängen, den anderen voll und ganz erleben wie er wirklich ist. Alle Hüllen fallen lassen. Es ist die neue Nacktheit die jetzt Trend ist. Denn es gibt noch eine Hülle unter der Nacktheit, die wir oft vergessen fallen zu lassen und erst dann, ist der Sex erst wirklich gut.


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